Die Abfolge der quartären Sedimente wurde im Gebiet der deutschen Nordsee, im Gegensatz zu den Anrainerstaaten, während der letzten Jahrzehnte kaum flächenhaft untersucht.
Bislang präsentierte nur BRÜCKNER-RÖHLING et al. (2005) eine Karte der Tiefenlage der Quartärbasis in der AWZ, die darin Tiefen bis 850 m erreicht. Andere Autoren beschreiben z.B. lokale Strukturen wie Tunneltäler (LUTZ et al., 2009) oder die kleinräumige Korrelation von Bohrungen (SCHWARZ 1996). Für das Holozän existierte lediglich im Bereich der niedersächsischen Nordseeküste die von STREIF (1998) veröffentlichte „Reliefkarte der Holozänbasis 1:25000“. Diese weist im Gebiet des Jadebusens bis Cuxhaven, der Emsmündung und einigen weiteren kleineren Bereichen Lücken auf. Im Offshore-Bereich wurde nur von FIGGE (1980) in einem kleinen Teil des Elbe-Urstromtales die Holozänbasis bislang untersucht.
Die quartären Ablagerungen im deutschen Nordsee-Sektor und der (niedersächsischen) Nordseeküste bilden das Fundament für sämtliche Bau- und Erkundungsvorhaben, wie zum Beispiel für den Bau von
Offshore-Windparks, Abbau von Sand- und Kiesvorkommen
und die Verlegung von Kabeltrassen für die Festlandsanbindung der Offshore-Windparks. Um diese Baumaßnahmen belastbar planen und effizient durchführen zu können, werden fundierte Kenntnisse über den Aufbau des geologischen Untergrundes benötigt, wobei an der Küste und im Bereich der Nordsee holozäne Schichten von besonderer Bedeutung sind. Dieses neue geologische 3D-Modell liefert auch eine Planungsgrundlage für zukünftige Forschungsvorhaben.
Aufbauend auf einem Datenbestand von ca. 10.000 Bohrungen und etwa 300 seismischen Profilen wurde nun erstmalig ein 3D-Modell quartärer Basisflächen, vom Holozän und Pleistozän, flächendeckend für das Gebiet der deutschen Nordsee erstellt. Mit dem nun vorliegenden Teilmodell Quartär 3D ist auch eine Anbindung an landseitig verfügbare Modelle möglich.
Ausführliche Informationen über die Datengrundlage und den Modellierungsprozess der einzelnen stratigraphischen Horizonte können in den dazugehörigenDokumentationen (PDF) nachgelesen werden.
Brückner-Röhling, S., Forsbach, K. & Kockel, F. (2005):
The structural development of the German North Sea sector during the Tertiary and the Early Quaternary. Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften 156: 341-356.
Figge, K. (1980):
Das Elbe-Urstromtal im Bereich der Deutschen Bucht (Nordsee). Eiszeitalter und Gegenwart 30(1): 203-211.
Lutz, R., Kalka, S., Gaedicke, C. & Winsemann, J. (2009):
Pleistocene tunnel valleys in the German North Sea: spatial distribution and morphology. Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften 160(3): 225-235.
Schwarz, C. (1996a):
Die Bohrungen 89/3, 89/4 und 89/9 auf dem deutschen Nordseeschelf - Sedimentologische und magnetostratigraphische Befunde sowie lithostratigraphische Konnektierung. Deutsche Beiträge zur Quartärforschung in der südlichen Nordsee. H. Streif, Schweizerbart. 146: 33-137.
Streif, H.-J. (1998):
Die Geologische Küstenkarte von Niedersachsen 1:25000 - eine neue Planungsgrundlage für die Küstenregion. - Zeitschrift für angewandte Geologie 44/4: S. 183 – 194; Stuttgart.