Detaillierte biostratigraphische Untersuchungen känozoischer Sedimente aus der Nordsee und ihren Randbereichen sind selten. Insbesondere für den deutschen Nordseesektor fehlte bisher eine hochauflösende biostratigraphische Gliederung dieser Ablagerungen. Dies erschwerte unter anderem eine genaue zeitliche Einstufung der seismisch kartierten spätkänozoischen Deltaablagerungen (Seismostratigraphie). Für das Gesamtverständnis der in diesem Zeitabschnitt vorherrschenden Deltasedimentation und deren Entwicklung ist aber eine möglichst präzise Alterseinstufung unerlässlich. Diese wird aufgrund des progradierenden Charakters des Deltas zusätzlich erschwert. Reflektoren nähern sich bis zur Deckung einander an, setzen neu ein oder keilen aus. Daher ist es notwendig, an mehreren Stellen und über das Nordseebecken verteilt, das Alter der Reflektoren zu bestimmen. Nur dies ermöglicht eine sichere Korrelation.
Hierzu wurde Spülprobenmaterial aus den fünf Bohrungen B15-3, D-1, G5-1, G11-1 und J5-1 auf Dinozysten und Kalknannoplankton hin biostratigraphisch untersucht. In den meist kalkfreien und überwiegend sandig bis schluffig ausgebildeten känozoischen Sedimenten Norddeutschlands spielen besonders die Dinozysten für die Altersdatierung eine wichtige Rolle. Aufgrund ihres organischen Wandmaterials werden sie im Gegensatz zu kalkigen Nannoplankton nicht durch Kalklösung zerstört. Darüber hinaus sind die Dinozysten auch für die Korrelation mit der internationalen Zeitskala ein wichtiges Instrument.
Erstmals liegt hiermit für den deutschen Nordsee-Sektor eine detaillierte biostratigraphische Gliederung anhand von Dinozysten und Kalknannoplankton für das Känozoikum vor. Die Ergebnisse der biostratigraphischen Untersuchungen stehen in Form von Publikationen und Berichten zur Verfügung.